Sportlehrer mit Kinderschuhen: Seit 15 Jahren in den „Startlöchern“

03338/3701 03338-3701 033383701

SG Empor Niederbarnim e.V.
Lutz Sachse
Telefon:	0 33 38/37 01
Website:	www.sg-niederbarnim.de

Jugend trainiert Jugend

Stand: November 2023

Mit 14 Jahren bereits Lehrer, das muss man erst mal schaffen. Ein Bernauer hat so viel Spaß am „Unterrichten“, dass er dies ein knappes halbes Jahrhundert später immer noch sehr gerne macht. Dabei wirkt er jetzt sogar als „Trendsetter“.

Lutz Sachse machte in der DDR als überaus junger Übungsleiter für Leichtathletik auf sich aufmerksam. Er war gerade 14 Jahre jung, als er dafür „Lehrer“ wurde. Dabei war es eher Zufall, dass er sich gerade diesen Sport ausgesucht hatte. Fast 50 Jahre später konnte er mit „seinem“ Verein „SG Empor Niederbarnim“ den 15. Geburtstag feiern.

Nach der Schule auf den Platz
Er erinnert sich an damals: „Als Kind wollte man sich bewegen. Es hieß, nach Hause kommen, die Schulmappe wurde in die Ecke gepfeffert, und ab ins Freie.“ Gleich gegenüber der elterlichen Wohnung war praktischerweise ein Sportplatz. „Also habe ich gemacht, was dort angeboten wurde, nämlich Leichtathletik“, blickt er zurück.

Große Sprünge für kurze Zeit
Seine Spezialdisziplinen waren Laufen und Weitsprung. Umso trauriger ist er, dass es knapp 50 Jahre später ausgerechnet beim „eigenen“ Sportverein zumindest beim Laufen hapert, weil es zu sehr rund geht! „Im Wettkampfsport läuft man auf einer 400-Meter-Bahn. Wir haben einen Rundkurs von gerade mal 152 Metern. Die schnellen Sportler können die Kurven kaum bewältigen. Sie müssen aufpassen, dass es sie hier nicht hinausträgt“, beschreibt der heute 63-jährige Bernauer das Dilemma.

Platzmangel
„Sport ist eine großartige Möglichkeit, Kinder und Jugendliche sinnvoll zu beschäftigen. So lernen sie wichtige Verhaltensweisen, wie etwa die Orientierung auf ein Ziel, Fairness, Toleranz und gewaltlosen Umgang miteinander. Deshalb müssten die Verantwortlichen in den Rathäusern bereit sein, in die Tasche zu greifen, um die räumlichen Voraussetzungen zu schaffen“, bringt Lutz Sachse seinen Appell auf den Punkt.

Trainer auf Augenhöhe
Sein Verein ist andererseits mit Rückgriff auf seine „Vorreiterrolle“ dabei, die weiteren Voraussetzungen zu schaffen: „Uns fehlten, wie den anderen ebenfalls, die Übungsleiter. Unser spezielles Problem in der Region ist, dass viele Erwachsene in Berlin arbeiten. Bis sie abends zurück sind, ist es für Sportstunden für Kinder und Jugendliche einfach zu spät. Deshalb bilden wir konsequent Übungsleiter aus dem Kreis unserer jugendlichen Sportler aus. Diese sind bei den Alterskollegen überaus beliebt. Sie haben das gleiche Denkverhalten und sprechen deren ‚Sprache‘. Dies vereinfacht vieles“, nennt Lutz Sachse einen erfreulichen Nebeneffekt.
Übrigens gehört seine Tochter Kathrin Sachse ebenfalls zu den Trainern im Verein. Allerdings ist die landesweit erfolgreiche Turnerin mit jetzt 34 Jahren ebenso der Gruppe der Jugendlichen entwachsen wie ihr zwei Jahre älterer Bruder Sascha Sachse, der Leichtathletik bevorzugte.

Schnellste Deutsche
Mit über 500 Medaillen in nur 15 Jahren kann die „SG Empor Niederbarnim“ in dieser Zeit seit der Gründung auf eine überaus sehenswerte Bilanz stolz sein. Hier sind insgesamt 240 Sportbegeisterte im Alter „von fünf Jahren bis 85 Jahre“ aktiv. Zu den momentanen großen Hoffnungen im Bereich Leichtathletik gehört die Bernauerin Levke Netta. Die mittlerweile 16-Jährige errang 2022 Silber bei den „Deutschen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften“ in Dortmund. Das Jahr zuvor holte sie den Titel als schnellste Deutsche über 300 Meter in der Altersgruppe U16, also unter 16 Jahre. Weitere Talente sind aktuell Rika Schaarschmidt, Michelle Weinreich, Nathalie Martin und Tobi Rack.

Rundes Engagement
Zu den weiteren „Stars“ gehört Wilhelm Maximilian Just, der Silber bei der U20-WM im Beach-Volleyball erringen konnte. Die relativ neue Box-Abteilung kann mit Andreas Schulz als Abteilungsleiter und Trainer über einen Ex-Profi verfügen. „Wir haben außerdem eine Abteilung Frauensport. Diese wurde von Müttern der kleinen Sportler ins Leben gerufen. Sie hatten es satt, nur passiv am Spielfeldrand zu sitzen und zu warten, bis ihre Kinder mit dem Training fertig sind. Also gründeten sie ihre eigene Gruppe“, freut sich Lutz Sachse über den Einfall.

Fitness wie in Familie
Die „Fitnessgruppe“ rundet die Möglichkeiten ab: „Deren Mitglieder unterstützen sich wie in einer Familie. Es sind Frauen und Männer aktiv. Dazu gehört ein Witwer, der hier nach dem Tod seiner Frau wieder Halt gefunden hat“, beschreibt Lutz Sachse wichtige außersportliche Effekte im Rahmen des Vereins. Dessen Beliebtheit hat sich in den 15 Jahren weit über die Region entwickelt: „Wir haben viele Mitglieder aus Berlin aber ebenso aus Eberswalde, Bad Freienwalde, Groß Schönebeck und weiteren Orten in Brandenburg“, strahlt Lutz Sachse.

Schlaue Athleten?
Dabei half ihm sicher seine große Erfahrung darin, Breitensport und Eliteausbildung zusammenzubringen. Leider stellen viele der Talente beim Sprung ins Erwachsenenleben die Weichen anders: „Zwischen 80 bis 90 Prozent der Leichtathleten machen Abitur. Das ist weit über dem Durchschnitt. Die meisten stellen dann Studium und Ausbildung vor den Sport. Damit gehen sie der Region erst mal ‚verloren‘. Durch diesen Bruch fehlen uns international erfolgreiche Athleten im Erwachsenenbereich“, verweist Lutz Sache auf die Schattenseiten von überdurchschnittlicher Intelligenz und Bildungsfreude.
Allerdings folgen sie hier seinem Beispiel: Statt Sport zu studieren, hatte sich Lutz Sachse für den Beruf des Juristen entschieden und ist mittlerweile mit eigener Büroartikel-Firma selbstständig.