Wie die DDR Westdeutschland destabilisieren wollte
Buchautorin | |
Gitta Mikati | |
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Website: | www.leseschau.de/Buch/Berlin-Beirut-Eine-Luege-zu-viel/57 |
Heiße Liebe im Libanon!
Stand: November 2017
Flüchtlinge als Mittel der Politik? Diese Idee scheint schon die DDR-Führung in ihrem Bemühen, die BRD zu destabilisieren, gehabt zu haben. Eine Bernauerin machte sich auf die Spurensuche und fand verblüffende Zusammenhänge heraus.
„Die DDR ließ in den 1970-er Jahren massenweise Libanesen einreisen, die dem Bürgerkriegs-Inferno zu entkommen versuchten. Natürlich waren
darunter die einen oder anderen ‚schwarzen Schafe‘. Die Menschen reisten über den Flughafen Schönefeld ein.
Anschließend gelangten sie zum Bahnhof Friedrichstraße, wo die DDR-Grenzer sie
problemlos in den Westen
ließen“, fasst Gitta Mikati
zusammen.
Verliebte Polizistin
Sie erlebte dies so hautnah wie nur wenige: „Als Mitarbeiterin der Westberliner Polizei war ich im Bereich der Anmeldung von Ausländern tätig. Damals war die Meldebehörde noch in den Polizeirevieren angesiedelt.“ Der Kontakt zu den Flüchtlingen aus der ehemaligen „Schweiz des Orients“ ging aber noch viel tiefer. So kam sie in sehr engen Kontakt mit einem Libanesen.
Die Polizeibeamtin verliebte sich 1977 mit gerade mal 20 Jahren in den gutaussehenden Mohammed Mikati. Zwei Jahre später heirateten sie.
Abenteuer im Kriegsgebiet
Die hübsche Berliner Göre, die aus einem Haushalt mit insgesamt fünf Kindern stammt, zeigte aber noch viel mehr Mut: „Ich wollte die Familie meines Mannes kennenlernen. Wir kauften uns einen betagten Fiat und machten uns auf in den vom Krieg zerrütteten Libanon. Zurück ging es dann mit dem Flugzeug. In
Syrien fuhr uns ein Reisebus auf das Heck, so dass das
Auto ziemlich lädiert war. Trotz der Hitze durfte ich nicht aussteigen, weil ich beinfrei und freizügig wie es damals bei uns Mode war, eine Provokation darstellte“, erinnert sich Gitta Mikati, die heute in
Bernau beheimatet ist.
Die Tricks der DDR
Sie nahm ihre damaligen
Erfahrungen zum Anlass,
diese spektakulären Einblicke in ein bisher verdecktes Kapitel der deutsch-deutschen Beziehungen in einen spannenden Roman zu verpacken. Bei „Berlin-Beirut“ geht es um die ungewöhnliche und letztlich zum Scheitern verurteilte Liebe vor dem Hintergrund der „verschwiegenen Flüchtlingswelle“ aus der Sicht einer Polizistin, die an den Brennpunkten tätig war. „Damals waren es mehrere hunderttausend Menschen, die während des libanesischen Bürgerkriegs, der 1975 begonnen
hatte, bei uns eingewandert waren. Die DDR hatte dies
systematisch gefördert. Westberlin kontrollierte die Grenzen aus politischen Gründen nicht, so dass die Flüchtlinge ungehindert kommen konnten. Dabei hätte man nur die Züge an der nächsten Haltestelle hinter der Grenze
kontrollieren müssen. Wir als Polizei schlugen dies vor, doch es war nicht gewollt. Meistens führte der erste Weg dann zu uns als Meldestelle, wo Asyl beantragt wurde. Nach Überstellung ins Erstaufnahmelager in Berlin wurden die Flüchtlinge dann ordnungsgemäß nach dem geltenden Schlüssel ins Bundesgebiet verteilt“, gibt Gitta Mikati
weiteren Einblick.
Alles aufgeschrieben
Dass sie die Jahrzehnte zurückliegende Zeit noch so hautnah schildern konnte, lag an ihrem Eifer, seit jüngsten Kindheitstagen alles, was sie bewegt, einem Tagebuch anzuvertrauen! Während die DDR mit dem damaligen Versuch, die verhasste BRD zu destabilisieren, wenig Erfolg hatte, war es nun die aktuelle Debatte um die momentane Flüchtlingsbewegung, die ihr Buch interessant machte.
„Es konnte erst im Herbst 2016 unter dem Eindruck der hitzigen Debatte bei uns im Land
erscheinen. Vorher hatten es die Verlage abgelehnt.“
Dabei hatte sie bei der ersten
Vorstellung des Manuskripts 2012 in Leipzig im Wettbewerb um den Werner-Bräunig-Literaturpreis den Publikumspreis bekommen!
Notfallkammer im Keller
Gerade ist die schreibende Polizistin in den letzten Zügen für ihren nächsten Roman. „Schauplätze werden in Bernau und Berlin sein.
Es geht wieder um eine persönliche Geschichte, diesmal vor dem Hintergrund der Bedrohung, die wir durch den Klimawandel und durch Terrorismus erleben“, gibt sie Einblick.
„Als es im Sommer 2017 plötzlich hieß, dass das Wasser aus der Leitung vor der
Verwendung abgekocht werden sollte, wurde mir klar, dass von dieser Entwicklung jeder betroffen ist. In den
Geschäften gab es plötzlich kein Mineralwasser mehr. Im Sommer zuvor gab es Stromausfälle. Dadurch waren Supermärkte lahmgelegt. Deren automatische Türen und die Kassen gingen nicht mehr. Das hätte man sich vor kurzem kaum vorstellen können“, ist Gitta Mikati immer noch schockiert. Um gegen solche Vorfälle gewappnet zu sein, hat sie sich in ihrem
privaten gemieteten „Traumschlösschen“ im Blumenviertel von Bernau einen Notfallraum eingerichtet. „Hier habe ich einen Überlebensvorrat mit Mineralwasser, Gaskocher, Kerzen, Batterien, Shampoo und Duschgel.“
Bernau im Buch!
Schließlich schlägt in Gitta Mikati immer noch das Herz einer akkuraten Beamtin, die sich nicht von ihrem stringenten Arbeitsrhythmus abbringen lassen möchte, selbst wenn es um die Entstehung von Literatur als schreibender Kunst geht: „Ich arbeite sehr konsequent jeden Tag sieben Stunden.“
Ganz nebenbei gibt sie noch Schreibseminare in Seniorenheimen. Logisch, dass es da keine Notfall-Unterbrechung geben darf!