Internationales Flair durch die Bundesschule
Bauhaus-Ausstellung, Galerie Bernau | |
Julia Herfurth, Natalie Obert | |
Adresse: | Bürgermeisterstraße 4 16321 Bernau |
Telefon: | 0 33 38/80 68 |
Website: | www.galerie-bernau.de |
100 Jahre Bauhaus in Bernau
Stand: Dezember 2018
Wenn die Welt 2019 ein Jahr lang „100 Jahre Bauhaus“ feiert, ist Bernau ein wichtiger Ort. Schließlich steht hier mit der „Bundesschule“ ein Ensemble, das aufgrund der weltweiten Bedeutung von der UNESCO zum „Welterbe“ erklärt worden war.
Doch was passierte in dem weitläufigen Areal? Das herauszufinden haben sich die Künstlerinnen Julia Herfurth, 32, und Natalie Obert, 37, vorgenommen.
„Wir möchten in Zeitzeugenberichten Menschen zu Wort kommen lassen, die hier tätig waren. Aufgrund der vielen vergangenen Zeit haben wir uns auf die DDR-Ära konzentriert“, fassen die beiden den Gedanken zusammen, der in die Auftaktausstellung zum Bauhaus-Jubiläum in Bernau münden wird.
Julia Herfurth verbindet mit der Bauhaus-Architektur besonders viel, hat sie einen Teil ihres Studiums doch an der jetzigen „Bauhaus-Universität“ in Weimar absolviert.
Prestigeprojekt
Das Ensemble in Bernau war ursprünglich als Gewerkschaftsschule des ADGB entstanden. Hannes Meyer, Bauhaus-Direktor in Dessau, und Hans Wittwer als Direktor der Bauabteilung am Bauhaus hatten den Wettbewerb für ein „Musterbeispiel der modernen Baukunst“ gewonnen. Trotz mancher Schwierigkeiten durch Materialien, die sich
anders als erwartet verhielten und Pfusch am Bau war das Projekt bereits 1930 nach nur zwei Jahren fertiggestellt.
Davon kann man heute bei Großprojekten nicht mal
träumen!
Übungen für den Weltkrieg
Das Ensemble konnte allerdings nur drei Jahre für den
eigentlichen Zweck, der „Ausbildung von Gewerkschaftsfunktionären“, genutzt werden. Am 2. Mai 1933 besetzten die Nazis das Areal. Sie machten daraus 1936 ihre „Führerschule für Angehörige von SA, SD und Gestapo“.
Hier übten nämlich die SS-Angehörigen für den fingierten „polnischen“ Überfall auf den Sender Gleiwitz am 31. August 1939. Einen Tag später wurde das Kriegsgeschehen in Gang gesetzt. Nach dem vorgetäuschten Angriff startete die Wehrmacht durch den Überfall auf Polen am 1. September 1939 den 2. Weltkrieg.
Internationales Flair
Von Mai 1947 an konnte der FDGB die Bauten nutzen.
Damals erlebte die Bundesschule wieder die Rückkehr zur ursprünglich beabsichtigten Nutzung.
Bernau brachte dies viele Gäste aus „befreundeten
sozialistischen Ländern“. Ab 2001 wurde die Berliner Handwerkskammer neuer Eigentümer des Hauptgebäudes.
Die Konzentration auf das Leben während der Nutzung durch den FDGB macht
sicher Sinn, denn aus dieser Zeit sind am ehesten Zeitzeugen zu finden, die Informationen aus erster Hand geben können. Schließlich geht es den Ausstellungsmacherinnen darum, das pralle Leben zu zeigen.
Kunst und Stadt
Die Berlinerin Julia Herfurth, die Freie Kunst studierte, und ihre Bildhauerkollegin Natalie Obert, die aus Villingen-Schwenningen in Baden-Württemberg stammt, kennen Bernau aus der Zusammenarbeit von Stadt und UdK im Rahmen eines dreijährigen „Kontext Labors“.
Dabei ging es um die Verbindung von Kunst und urbanem Leben, etwa durch Ausstellungen im Kantorhaus oder 2016 durch Kunstprojekte in Bernau-Süd.
Dies hat die beiden so für die Hussitenstadt begeistert, dass sie gern deren Ruf
gefolgt sind.
Bürgerhilfe?
Für die geplante Ausstellung als Auftaktveranstaltung zum „Bauhaus-Jahr“ haben sie wenig Zeit veranschlagt. „Wir haben im Oktober 2018 begonnen. Ausstellungseröffnung ist am 15. Februar 2019. Die Schau soll dann bis 5. April 2019 zu sehen sein“, geben sie Einblick.
Nun hoffen sie auf eine intensive Bürgerbeteiligung.
„Wir bitten alle, die dort
tätig waren, sich bei uns zu
melden. Wer Fotos oder Erinnerungsstücke aus dieser Zeit hat, sollte sie netterweise zur Verfügung stellen. Die Galerie Bernau nimmt sie gerne entgegen“, hoffen die jungen Ausstellungsmacherinnen, die Bernauer mit ihrer Euphorie anzustecken!